Dein Gefühl täuscht: Ohne Vorbereitung präsentierst Du nicht besser.

In Auftrittstrainings höre ich es immer wieder:

„Wenn ich mich vorbereite verkrampfe ich mich. Spontan bin ich besser.“

Ich verstehe diesen Eindruck. Mit einer intensiven Vorbereitung kommt auch der Druck. Aber Achtung, Lockerheit bedeutet nicht Qualität. Nur weil es sich für dich gut anfühlt, heisst das nicht, dass es dein Publikum ebenso wahrnimmt. 

Nur warum haben trotzdem viele das Gefühl, unvorbereitet besser zu performen? Womöglich, weil uns gleich mehrere kognitive Verzerrungen das glauben lassen: 

Illusion der Spontaneität:

In seinem Bestseller „Thinking, Fast and slow“ prägt Daniel Kahneman den Begriff der kognitive Leichtigkeit. Er beschreibt zwei Denksysteme:  

System 1 arbeitet intuitiv, mühelos und schnell – es fühlt sich gut an.

System 2 ist analytisch, anstrengend und langsam – es fühlt sich mühsam an.

Wenn Du ein Thema gut kennst, nutzt du oft System 1, weil Du mit dem Inhalt vertraut bist. Das fühlt sich für dich kognitiv leicht an. Aber Achtung: Das bedeutet nicht, dass der Inhalt für das Publikum klar oder überzeugend ist. 

𝗕𝗲𝘀𝘀𝗲𝗿: Nutze die Vorbereitung, um deine Botschaften so oft zu wiederholen, dass sie sich mühelos anfühlen aber trotzdem strukturiert bleiben. 

Overconfidence Bias:

Wir alle neigen dazu, unsere Fähigkeiten zu überschätzen. Wer in Meetings oft spontan redet und keine kritischen Rückmeldungen bekommt, überschätzt seine Fähigkeit, auch vor einem grösseren Publikum überzeugend zu sprechen. 

𝗕𝗲𝘀𝘀𝗲𝗿: Ein ehrliches Feedback auf deine Auftritte durch eine Person, die nicht auf deiner Payroll steht.

Dunning-Kruger-Effekt:

Wer wenig Präsentationserfahrung hat, überschätzt oft seine Fähigkeit, klar zu kommunizieren, weil ihm das Wissen fehlt, worauf es wirklich ankommt. Mit wachsender Erfahrung steigt nicht nur die Kompetenz, sondern auch das Bewusstsein für die eigene Verbesserung.

𝗕𝗲𝘀𝘀𝗲𝗿: Lerne die Grundlagen von Storytelling, Struktur und Wirkung und verstehe,  was eine Präsentation wirklich erfolgreich macht.

Self-Enhancement Bias:

Wir neigen dazu, uns an Erfolge stärker zu erinnern als an Misserfolge. Dies weil wir unser Selbstbild schützen wollen. Durch verstärkendes positives Feedback, kann die Illusion entstehen, dass spontane Reden grundsätzlich besser sind.

𝗕𝗲𝘀𝘀𝗲𝗿: Gib Dir direkt nach deinen Auftritten selber ein schriftliches Feedback. Was war stark? Was nicht?

Confirmation Bias:

Menschen erinnern sich bevorzugt an Informationen, die ihre bestehenden Überzeugungen stützen. Wer glaubt, dass er spontan besser spricht, wird sich an Situationen erinnern, in denen er improvisiert hat und es gut lief und die Fälle ausblenden, in denen mangelnde Vorbereitung zu einem schwachen Auftritt führte.

𝗕𝗲𝘀𝘀𝗲𝗿: Nimm deine Auftritte auf Video auf und bewerte das Gesamtbild mit etwas Abstand ehrlich. Was siehst du wirklich?

Das heisst aber nicht, dass Spontanreden nicht gelernt werden könnte. Wie?

Mehr erfahren
Zurück
Zurück

„3 – 2 – 1 – TOP“ - Du bist dran…

Weiter
Weiter

So hilft ChatGPT dabei, Wissenschaft verständlich zu vermitteln